Suhr: Milchkrise durch Überproduktion hausgemacht – Backhaus förderte Milchbranche mit 40 Millionen Euro

Anlässlich der aktuellen Debatte um die Milchkrise verweist der Vorsitzende der bündnisgrünen Landtagsfraktion in M-V, Jürgen Suhr, auf die Mitverantwortung von Landesagrarminister Backhaus:

„Wenn Landwirtschaftsminister Backhaus auf die momentane Überproduktion von Milch verweist, dann sollte er auch erwähnen, dass er diese Überkapazitäten mit seiner Förderpolitik massiv unterstützt hat. Denn er hat in den letzten fünf Jahren rund 40 Millionen Euro Fördermittel in die Milchwirtschaft gepumpt. Auch wenn damit der ein oder andere Stall modernisiert und tiergemäßer gestaltet wurde – letztlich ist der Milchviehbestand mit 182.508 Tieren bis Ende 2014 auf den seit vielen Jahren höchsten Stand gestiegen, um dann krisenbedingt bis Ende 2015 wieder um 1.100 Tiere abzunehmen. Backhaus bestärkte die Betriebe in all den Jahren, exportorientiert in den Ausbau ihrer Kapazitäten zu investieren. Im Ergebnis ist das ein direkter Beitrag zu einer der schwersten Milchkrisen Deutschlands.

Denn auch die Milcherzeugung ist in all den Jahren kontinuierlich gestiegen. Betrug die Milchproduktion im Jahr 2005 noch 1,38 Millionen Tonnen Milch, waren es 2013 schon 1,53 Millionen Tonnen. Die Milchviehbetriebe in M-V gehören zu den größten Deutschlands: 812 Betriebe haben einen Durchschnittsbestand von 227 Milchkühen. Bundesweit stehen pro Betrieb im Durchschnitt lediglich 57 Milchkühe im Stall. Hierzulande sind Großanlagen mit 1.000 Milchrindern und mehr jedoch keine Seltenheit.

Wir müssen in der Milchviehhaltung dringend von der Devise des immerwährenden Wachstums loskommen. Dass inzwischen mit Kraftfutter aufgepeppte und durch Hochleistungszucht mit gewaltigen Eutern ausgestattete Kühe das Doppelte an Milch geben, wie noch im Jahr 1989, ist ein trauriges Beispiel für die Wachstumsideologie zu Lasten der Tiere und letztlich auch zu Lasten der Milchbauern selbst.

Wir brauchen eine tiergemäße Grünlandwirtschaft mit robusten Milchviehrassen und einer gedrosselten Milchproduktion, die in Qualität statt in Masse investiert. Die Landesregierung hat jahrelang genau das Gegenteil gefördert. Der Ruf nach der Verantwortung des Einzelhandels durch Agrarminister Backhaus ist deshalb mehr als scheinheilig und soll von seiner Mitverantwortung ablenken.“

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