Neue Klage gegen Massentierhaltungsanlage

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat heute gegen die Genehmigung der industriellen Hähnchenintensivmastanlage Wattmannshagen durch das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Rostock (STALU) Klage beim Verwaltungsgericht Schwerin eingelegt. Das STALU Rostock hatte im Dezember 2015 den Widerspruch des BUND gegen die Genehmigung vom Dezember 2012 abgewiesen.

Die Anlage für 200.000 Masthähnchen pro Durchgang soll in geringem Abstand zu Wohnbauten und einem Altenpflegeheim in der Gemeinde gebaut werden. In der Anlage sollen etwa 1,5 Millionen Hähnchen pro Jahr produziert werden. Die Richtwerte für Geruchsbelastungen von Anwohnern werden durch den Megastall deutlich überschritten. Tier- und Betriebstransporte führen direkt durch die Dorfstraße. Durch Schadstoffe sind laut BUND geschützte Biotope wie Wald, Seen und das Grundwasser betroffen. Der Waldkomplex diente dem Dorf bisher als Erholungsgebiet.

In der Genehmigung seien Auflagen zum Schutz der Anwohner und der Natur unterlassen worden, teilte der BUND mit. Die Wirkungen der Großanlage seien so gravierend, dass selbst im Genehmigungsbescheid mit Absterbeerscheinungen des nahen Waldgebietes und Nitrateinträgen in das Grundwasser gerechnet wird, teilte der BUND mit. Dennoch seien keinerlei Auflagen zur Minderung erteilt worden. Für einen 600 Meter entfernten See, der Europäisches Naturschutzgebiet ist, musste auf Beschluss des Verwaltungsgerichtes Schwerin aus dem Jahr 2014 eine Verträglichkeitsuntersuchung nachgeholt werden. „Die vorgelegte Untersuchung für den See kommt nach unserer Einschätzung zu falschen Ergebnissen. Sie wurde in kurzer Zeit mit so wenigen Daten angefertigt, dass sie keine zutreffende Beurteilung erlaubt. Damit gibt es keine nachgewiesene Verträglichkeit für die Industrieanlage.“ sagt Corinna Cwielag, Landesgeschäftsführerin des BUND.

Der Bau der Großanlage verstößt nach Ansicht des BUND gegen zahlreiche weitere Rechtsvorschriften. So hätte nach der Raumordnungsverordnung ein Raumordnungsverfahren durchgeführt werden müssen. Das zuständige Amt hätte jedoch „keine Konflikte“ gesehen, obwohl die Anlage in einem Tourismusentwicklungsraum errichtet werden soll. Ein Brandschutzkonzept für die mit Stroh eingestreute Anlage sei nicht vorgelegt worden. Die Mastanlage würde zudem in fahrlässiger Nähe zu bereits bestehenden Geflügelanlagen im Dorf errichtet. Vorsorge gegen die Gesundheitsgefährdung für die Anwohner durch keimbelastete Feinstäube und Bioaerosole sei abgelehnt worden. „Bürger und der BUND hatten eingewendet, dass die Abluft von Anlagen in diesen industriellen Größenordnungen für Menschen gesundheitsgefährdende Keime enthält. Dies ist inzwischen durch Gerichtsurteile belegt.“ sagt Corinna Cwielag vom BUND. Der Genehmigungsbescheid vom 14. Mai 2012 bescheinige dennoch: „von der Anlage sowie ihren Nebeneinrichtungen gehen keine schädlichen Umwelteinwirkungen aus“.

Die geplante Massentierhaltungsanlage Wattmannshagen ist eine von mehr als 40 neuen Intensivanlagen, die zusätzlich zu den bereits 382 bestehenden Intensiv-Geflügelanlagen mit bis zu 900.000 Tieren in Mecklenburg-Vorpommern errichtet werden soll. In Mecklenburg-Vorpommern findet nach Einschätzung des BUND eine Industrialisierung in der Tierhaltung statt. Am Sonnabend , den 16.01.2016 protestieren auf der bundesweiten Demonstration aus Anlass der Grünen Woche zahlreiche Bürgerinitiativen aus Mecklenburg-Vorpommern in Berlin.

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